Häufig wird man als Trainer gefragt, was man tun soll, wenn der Hund sich wie ein Sturkopf verhält. Es werden unterschiedliche Situationen genannt in denen der Hund angeblich auf stur schaltet. Aber gibt es das? Können Hunde stur sein?
Zuerst muss gesagt werden, dass es abgesehen von rassetypischen Eigenschaften auch individuelle Eigenschaften gibt in denen sich Hunde unterscheiden. Sie habe alle persönliche Vorlieben und Abneigungen, die sie voneinander differenzieren.
Vom anhänglichen Aufpasser bis zum gemütlichen Stubenhocker oder dem Klassenclown sind sie alle vertreten.
Eins haben sie jedoch nach Aussage der Besitzer gemeinsam: Sie sollen unverbesserliche Sturköpfe sein.
Hier ist es Zeit zu hinterfragen: Was macht den Hund zum Sturkopf?
,,Ich hab ihm doch gesagt was er tun soll‘‘
Stimmt das? Haben sie ihrem Hund wirklich ein klares Kommando gegeben welches er auch verstehen kann?
Vergessen sie nicht, die Sprache des Hundes ist die Körpersprache.
Er versteht ihre Kommandos erst, wenn sie ihm geholfen haben eben diese mit einer Handlung zu verknüpfen (für Beispiele siehe Trainingstipps).
,,Manchmal macht er doch aber was man von ihm will‘‘
Wir gehen fälschlicherweise davon aus, unser Hund würde uns von vornherein, ohne große Bemühungen, verstehen. Vielleicht hat er auch das ein oder andere Mal eher zufällig einen Befehl ausgeführt und sie dachten, er versteht was sie von ihm verlangen. Jedoch müssen Kommandos gefestigt werden damit sie in unterschiedlichen Situation abgerufen werden können.
Grundgehorsam, das 1×1 der Hundeerziehung
,,Daheim macht er was man sagt, draußen sieht es dann ganz anders aus‘‘
Eine Festigung des Erlernten wird nur über permanente Wiederholung erzielt.
Erinnern wir uns zurück an unsere Grundschulzeit. Das Einmaleins musste sitzen. Dies tat es jedoch nicht durch einmaliges Lernen. Wenn sie dann noch zusätzlichen Stress ausgesetzt waren, beispielsweise durch das Vortragen vor ihren gesamten Klassekameraden, kam es schon einmal zu Fehlern. Einem Hund geht es da nicht anders.
Bauen sie Übungen langsam und verständlich auf, geben sie ihm Zeit und fügen sie nach und nach mehr Ablenkungen in das Training mit ein. Erziehung ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen abgeschlossen ist.
Zeigen sie ihrem Hund, dass sich Lernen nicht nur für sie sondern auch für ihn lohnt. Denn wie wir werden auch Hunde gerne für gute Leistung belohnt, somit steigern sie die Freude und den Ehrgeiz ihres Tieres.
Motivation
,,Ihm sind Leckerlis egal‘‘
Ein großes Thema in der heutigen Hundeerziehung. Durch die richtige Motivation bringen wir den Hund dazu mit Freude zu lernen.
Im Fall der Motivation werden wieder die unterschiedlichen Vorlieben unserer Vierbeiner deutlich. Während der eine alles für ein Leckerli tun würde, ist für den nächsten das Spiel das Nonplusultra. Aber auch Streicheleinheiten sind für einige Vertreter die beste Belohnung, die es geben kann.
Wichtig ist, dass die Motivation immer höher ist als momentane andere Bedürfnisse des Hundes, jedoch auch nicht zu sehr vom Eigentlichen ablenkt.
Will ihr Hund sich nicht zum Lernen motivieren lassen, überdenken sie ihre Belohnungs-Methoden.
Die richtige Motivation wirkt Wunder, doch sie ist leider nicht alles. Wenn das Timing der Belohnung nicht stimmt entstehen Fehlverknüpfungen. Lassen sie sich nicht zu viel Zeit damit ihrem Hund zu belohnen, sonst bringt er dieses positive Ereignis möglicherweise nicht mehr mit seiner gezeigten Handlung in Verbindung.
Ein weiterer verbreiteter Fehler ist die sogenannte Vergiftung eines Signals. Rucken sie an der Leine oder versuchen sie ihr Tier durch Zwang in die von ihnen gewünschte Position zu bekommen, entsteht Stress. Dies hat zur Folge, dass es zu Lernblockaden kommt und ihr Hund zukünftig das Signal mit etwas für ihn Unangenehmen verbindet. Da Hunde von Natur aus unangenehmen Situationen aus dem Weg gehen wollen wird er künftig Probleme haben, sich auf ihr Training einzulassen.
Körpersprache die Sprache der Hunde
,,Ich mache alles richtig, aber mein Hund verweigert dennoch einige Arbeiten‘‘
Sie haben ausreichend mit ihrem Hund geübt, Motivation und Kommandos sitzen, dennoch tut sich ihr Hund schwer manche Kommandos auszuführen?
Woran kann das liegen?
Wie schon erwähnt ist die Sprache der Hunde die Körpersprache.
Doch da unsere primäre Kommunikation in der Lautsprache liegt, fällt es uns oft schwer unser Hauptaugenmerkt auf die Körpersprache zu richten.
Ein Beispiel bei dem häufig Fehler gemacht werden ist die Übung ,,Sitz‘‘. Statt dem Hund mit ausgestreckter Hand das Leckerli über die Nase zu halten, beugen sich viele Menschen automatisch mit dem Oberkörper ein Stück nach vorne. Während das für uns ein freundliches Entgegenkommen darstellt, ist es aus Hundesicht ein unangenehmes Bedrängen. Versuchen sie daher stets auf ihre eigene Haltung zu achten, um solche Missverständnisse zu vermeiden.
Da ein Hund kleiner als ein Mensch ist, scheinen für ihn manche Körperhaltungen bedrohlicher als für uns. Kommt es jedoch zu einer solchen Situation wird er versuchen auszuweichen oder sie durch sogenannte Übersprunghandlungen (Handlungen unabhängig vom Kontext der vorhergehenden Verhaltensweise. Sie scheinen unpassend. Typische Beispiele sind: Gähnen und das Lecken über Nase und Fang) zu beschwichtigen.
Manchmal reichen schon kleine Veränderungen in ihrer Haltung und der Hund wird wieder mit Freude beim Training dabei sein.
Zusätzlich sollten sie auch auf ihre Stimme achten. Zu tiefe und dunkle Töne wirken einschüchternd. Ist ihre Stimmlage hingegen zu monoton wird ihr Hund schnell das Interesse verlieren.
Seien sie freudig und mit Initiative bei der Sache. Zeigen sie ihrem Tier, dass es auch ihnen Spaß macht mit ihm zu lernen.
Krankheiten
,,Manchmal verhält er sich merkwürdig…‘‘
Sie machen alles Beschriebene richtig, doch ihr Hund benimmt sich in manchen Situationen seltsam? Statt sich zu setzten dreht er sich im Kreis oder versucht sich zu unterwerfen?
Achten sie genau auf ihr Tier, vielleicht hat es bei einer bestimmten Ausführung eines Kommandos Probleme die Hinweise auf Gelenkserkrankungen oder Wirbelsäulenproblematiken sein könnten. Diese Erkrankungen des Bewegungsapparates können sehr unangenehmem sein und zu Schmerzen führen.
,,Mein Hund ist noch jung, er kann doch gar nicht krank sein‘‘
Leider betrifft es nicht nur ältere Hunde, schon bei Welpen und Junghunden können solche Problematiken entstehen.
Beobachten sie ihren Hund im Alltag: Tut er sich schwer eine geeignete Liege- oder Sitzposition zu finden? Dauert das Aufstehen möglicherweise etwas zu lange? Unterbricht er öfter urplötzlich sein Spiel und macht den Anschein, dass etwas nicht stimmt? Dann könnten dies Anzeichen für Erkrankungen des Bewegungsapparates sein.
Achten sie auch darauf wie ihr Hund sein Geschäft verrichtet. Sucht er sich vorzugsweise Hänge oder steile Wiesen, kann es daran liegen, dass er Schmerzen bei gebeugter Haltung hat und auf diese Weise seinen Rücken entlastet.
Sollten ihnen solche Symptome auffallen, versuchen sie nicht ihren Hund auf Biegen und Brechen zum Gehorsam zu zwingen. Stellen sie ihm stattdessen einen Tierarzt oder Tierheilpraktiker vor, um seinen gesundheitlichen Zustand überprüfen und ggf. verbessern zu können. Richten sie das Training für ihren Hund optimal aus.
Sie können ihrem Tier helfen und Alternativen für ein Kommando finden das ihm bei der Ausführung Schmerzen bereitet.
Ein Beispiel wäre:
Hunde sollen sich vor dem Überqueren einer Straße neben dem Halter absetzen um zu lernen diese nicht ohne Aufforderung zu überqueren. Fällt ihm das Kommando ,,Sitz‘‘ aufgrund von Schmerzen oder Blockaden der Gelenke jedoch schwer, lassen sie es weg. Bringen sie ihm stattdessen den Befehl ,,Stehen bleiben‘‘ bei. Damit erzielen sie denselben Erfolg. Sie haben ihren Hund unter Kontrolle so, dass er nicht plötzlich los rennt und dennoch werden seine Gelenke nicht so sehr belastet.
Finden sie im Falle von Krankheiten immer einen guten Mittelweg für ihr Training.